Förder-Projekte
Sefa


Die Malerin Josefa Egberts – Ausstellung im Schlossmuseum Jever
Nur wenige Bilder, Skizzenbücher und ein paar Fotos erinnern heute an die Malerin Josefa Egberts, die in den 1920er Jahren ihre künstlerische Ausbildung in München und Berlin begann. 1934 wurde sie in die Psychiatrie eingeliefert und 1941 im Zuge der nationalsozialistischen Krankenmorde im hessischen Hadamar umgebracht. „Über eine Schenkung von Messinggeschirr entstand der Kontakt zu einem Familienangehörigen von Josefa Egberts“, berichtet Antje Sander, Leiterin des Schlossmuseums Jever. Zunächst existierten nur wenige Quellen, um das Leben von Josefa Egberts zu beschreiben. Nach ausführlichen Recherchen ist es gelungen, ihr kurzes Leben weitgehend nachzuzeichnen. Neben ihrem künstlerischem Nachlass und einigen Postkarten und Briefen sind es Patientenakten aus den psychiatrischen Anstalten, die Auskunft über das Leben der Malerin geben konnten. Geboren am 30. April 1893, wuchs Josefa Egberts in Wittmund und Wilhelmshaven auf. Als Tochter einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie erhielt sie eine humanistische Ausbildung und genoss Klavierunterricht. Nach ihrer Schulzeit erweiterte sie ihren Horizont durch Studienreisen und zog 1919 zum Kunststudium nach München, von dort aus nach Berlin. Als 1924 ihre Krankheit ausbrach, wurde sie ins „Dr. Benning Sanatorium für Nerven- und Gemütskranke“ nach Bremen-Oberneuland verlegt. Mit der Diagnose Schizophrenie folgte 1926 eine Verlegung nach Ilten bei Hannover. 1927 befand sich Josefa in der privaten Dr. Wahrendorff´schen Anstalt bei Lehrte, die sich auf die Aufnahme von wohlhabenden Patienten spezialisiert hatte. In all den Jahren versuchte Josefa, an ihr Leben als Künstlerin anzuknüpfen, bis die unabänderliche Verschlechterung ihres Zustandes die Eltern schließlich dazu bewogen, ihre Tochter zu sich nach Hause zu nehmen. Nachdem ihre Mutter 1930 und ihr Vater 1934 verstarben, wurde „Sefa“ – wie sie genannt wurde – in die staatliche Heil- und Pflegeanstalt nach Osnabrück gebracht. Gleichzeitig hatte sich unter der Prämisse des nationalsozialistischen Menschenbildes und den sogenannten „rassehygienischen“ Bestrebungen die Lage in den psychiatrischen Anstalten für die Kranken bereits verschlechtert, bis 1939 schließlich eine systematische Erfassung und Auslese von psychisch Kranken in den Anstalten begann. Am 10. Juni 1941 wurde Josefa Egberts in die Tötungsanstalt nach Hadamar gebracht und vermutlich noch am selben Tag in der Gaskammer ermordet. Die Ausstellung präsentiert erstmalig Ölgemälde und Grafiken der jungen Künstlerin, deren Leben ein Stück der Gesellschaftsgeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts widerspiegelt. Dem organisierten Euthanasieprogramm fielen mit Unterstützung von Ärzten und Verwaltungsbeamten mehr als 70.000 geistig Behinderte und andere „Ballastexistenzen“ zum Opfer. Ihrem Schicksal gibt die Biografie von Josefa Egberts nun ein Gesicht. Die Ausstellung ist noch bis zum 30. April zu sehen.