Ein begehbares Musterbuch

Das Werkhaus Pancratz in Friesoythe

Einst wohnte und arbeitete hier der Kirchenmaler Hans Pancratz. Jetzt wird das 1904 erbaute Backsteinhaus an der Kirchenstraße in Friesoythe als wichtiges Zeugnis der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der kleinen Stadt hergerichtet. Es überstand – samt Nebengebäuden – unbeschädigt den Zweiten Weltkrieg, der die Stadt fast völlig zerstörte. Erhalten ist nicht nur - vom Plüschsofa bis zur Ladenausstattung im Jugendstil – das gesamte Inventar, sondern es gibt auch noch die alten Geschäftsunterlagen wie Briefe, Kataloge, Entwürfe und Fotografien. Seit 2001 setzt sich der Verein „Werkhaus Pancratz e.V.“ dafür ein, das Gebäude für eine kulturhistorische und touristische Nutzung herzurichten. Seit 2007 wird es denkmalsgerecht restauriert.

Ein besonderes Kapitel ist dabei die Freilegung und Aufarbeitung der üppigen Wand- und Deckengemälde, die dem Baudenkmal seinen unverwechselbaren Charakter geben. Josef Pancratz und sein Sohn Hans haben mit farbenfrohem Dekor aus den Räumen eine Art begehbares Musterbuch gemacht. Landschaften, kleine Genreszenen, religiöse Motive oder opulente Blütenranken spiegeln Zeitgeist und Zeitgeschmack. Das Ensemble hat nach Expertenurteil in der Region einen „einzigartigen Erlebnis- und Schauwert“. Es eignet sich insgesamt, die Geschichte einer Handwerker- und Ackerbürgerfamilie im 20. Jahrhundert zu rekonstruieren und erlebbar zu machen. Entsprechend steht neben der Sanierung der Gebäude auch eine Erweiterung auf dem Programm: Wohnhaus und Werkstatt sollen durch einen Zwischenbau verbunden werden: So wird Raum geschaffen für ein Archiv, für wechselnde Ausstellungen und Workshops und für eine Gastronomie. Ins Erdgeschoß sollen Handwerker ziehen, Goldschmiede, Uhrmacher, oder etwa ein Kunstmaler. Schließlich soll das gesamte „Werkhaus Pancratz“ ja dem Thema „Handwerk – Gegenwart und Zukunft“ gewidmet sein.

Weitere Informationen: www.werkhaus-pancratz.de.